Geschichte

Entstehung im Mittelalter

Die Geschichte des Seniorenzentrums lässt sich bis ins Jahr 1312 zurückverfolgen, als private Stifter das „Giershospital“ gründeten. 1492 stiftete Bertold Hedewiks sein Haus sowie Geldvermögen für die Bedürftigen, insbesondere für die Witwen; so entstand das Stadelhofer Armenhaus. In ähnlicher Weise verfuhren andere Paderborner Bürger, so dass das Wieksche Armenhaus (1583) und das Mennensche Armenhaus (1652) entstanden. Die Leitung und Verwaltung oblag meist Geistlichen und Ratsmitgliedern.
Später wurden die vier genannten sowie zwei kleinere Stiftungen zusammengefasst zum „Gokirch-Armenhaus“. Dort wurden anfangs 30 Personen betreut. Die Verwaltung des Armenhauses lag in den Händen eines Direktors und eines Inspektors. 1851 übernahmen die Schwestern des Heiligen Vinzenz von Paul die Pflege und die Haushaltsführung.

Umzug in den Westphalenhof

Im Jahre 1931 stellte die Stadt Paderborn den Westphalenhof, den sie 1929 erworben hatte, als Tauschobjekt zur Verfügung. Während bei der Übersiedlung von der Grube das städtische Armenhaus 45 Bewohner hatte, waren es im Jahr 1945 schon 266 Bewohner.
Der „Westphalenhof“ war ein vornehmer Stadthof, errichtet um 1701 für die Grafen von Westphalen. Er war eines der größten und repräsentativsten Gebäude Paderborns und wurde gern als Absteigequartier genutzt, so 1808 von Jérome, Bruder Napoleons und König von Westphalen. Als die Familie das Haus nicht mehr benötigte, beherbergte es zunächst einen Gasthof, später die Jesuiten bis zu deren Vertreibung 1872 im Kulturkampf. Aus der Zeit der Jesuiten stammt auch die für sie geplante Josefskirche. Danach wurde das Haus an die Schwestern der Christlichen Liebe unter Pauline von Mallickrodt verpachtet; in dieser Zeit lebte auch die Dichterin Luise Hensel 1873 bis 1876 im Haus. Ab 1908 war hier die Pelizaeusschule untergebracht und ab 1931 dient es als Altenheim bzw. Seniorenzentrum.     
Am 17. Januar 1945 wurde das Heim durch Bombenangriffe fast völlig zerstört.

Luise Hensel

Luise Hensel wurde am 30. März 1798 in Linum (Brandenburg) als Tochter des dortigen Pfarrers Ludwig Hensel geboren. Sie siedelte nach dem Tode des Vaters mit ihrer Mutter 1809 nach Berlin über. Sie konvertierte 1818 vom lutherischen zum katholischen Glauben mit dem Ablegen des katholischen Glaubensbekenntnisses.
Sie arbeitete überwiegend in der Erziehung von Kindern, teilweise für vornehme Familien, teilweise in Schulen. Zeitlebens hatte sie Kontakte in Künstler-, Philosphen- und Theologenkreise. Sie selbst verfasste zahlreiche erbauliche Schriften. Heute ist ihr bekannteste Werk das Lied „Müde bin ich, geh zur Ruh“.
Luise Hensel lebte im Westphalenhof 1873 bis zu ihrem Tod 1876. Hier war sie bei den Schwestern der Christlichen Liebe unter Pauline von Mallinckrodt untergebracht. Nach einem schweren Sturz konnte sie in ihrem letzten Lebensjahr ihr Zimmer kaum noch verlassen.
Luise Hensels wird im Westphalenhof durch den nach ihr benannten Saal gedacht. Außerdem erinnern ein Sandsteinrelief im Treppenhaus und eine Gedenktafel am Haus an sie.